Der BCCAfH war äusserst zufrieden mit sich selber. Noch nie konnte er Wichteln leiden, aber dieses Mal würde er es allen zeigen.
Die komplette Belegschaft hatte sich auf der Weihnachtsfeier bereits total zugedröhnt, jetzt konnte der Spass beginnen.
Chef: "Soo, geschätzte Kollechen, dange für dieses erffff...fffolgreiche Jahr (blafasel), und nu zum amüsanten Teil des Abends - dem Wichteln! Herr BCCAfH, möchten Sie nicht anfangen?"
War klar. Der kleine Popanz macht sich jedes Jahr einen Spass daraus, mich als Ersten zu wählen, weil er genau weiss, wie ich Weihnachten verabscheue.
Das mag an der geringen Integration von nackten Frauen und Haien mit Laserkanonen auf ihren Köpfen liegen, aber egal. Ich mag es halt nicht.
BCCAfH: "Gerne doch, Boss. Zuerst mal möchte ich anmerken, dass ich mir dieses Jahr besonders viel Mühe gegeben habe. Ich habe wirklich für die komplette Vorgesetztenriege Geschenke besorgt. Also, fangen wir doch gleich mit Ihnen an - für Sie habe ich ein Set Reizwäsche besorgt. Bitteschön."
Er ist verwirrt, der Alkohol trübt wohl seine Sinne.
Chef: "Ohh, dangge.. woher wussten Ssssie denn die Konfegtionsgrösssse meiner Frau? Na, darüber sprechen wir morgen, hahaha!"
Alle lachen pflichtbewusst.
BCCAfH: "Nein, Boss. Das ist nicht für ihre Frau gedacht, aber das wird ihnen morgen schon wieder einfallen. Vermutlich so zehn Minuten nach Büroschluss, auf dem Weg zum Büromateriallager."
Seine Augen weiten sich. Er hat es kapiert.
BCCAfH: "Nun, weiter im Text. Auch für ihre Stellvertreterin habe ich ein schönes Geschenk. Eine ganze 100er-Packung Wäscheklammern!"
Im Publikum stecken einige verwirrt die Köpfe zusammen. Macht nix, ihr Schafe, gleich kapiert ihr schon. Die Stellvertreterin des Chefs ist bereits ganz bleich geworden.
Stellvertreterin: "Ähm... ja... danke... woher wussten Sie nur, dass mir nach dem Umzug so viele Wäscheklammern fehlen?"
Und kichert nervös.
BCCAfH: "Nun, ich glaube wohl kaum, dass wir an dieser Stelle näher darauf eingehen sollten. Jedenfalls habe ich extra Wäscheklammern aus Plastik gekauft, die können Sie sogar *danach* abwaschen. Hygiene ist ja manchmal recht wichtig, nicht wahr?"
Jetzt hat Sie es wohl verstanden. Zumindest ist Sie leuchtend rot geworden.
BCCAfH: "Und für unseren Personalchef, der sich gerade unauffällig in Richtung Herrentoilette bewegt, habe ich natürlich auch etwas."
Wie vom Blitz getroffen zuckt der Personalchef zusammen. Man kann förmlich sehen, wie seine Schultern nach unten sacken. Langsam dreht er sich mit einem gequälten Lächeln um und wird von johlenden Kollegen Richtung Bühne geschoben.
Ungefähr so muss das damals bei den Mayas gewesen sein, wenn mal wieder ein Menschenopfer fällig war.
Personalchef: "Das wäre wirklich nicht nötig gewesen... ich hab doch alles..."
BCCAfH: "Eben! Und was schenkt man jemandem, der ohnehin bereits alles hat? Natürlich ZUBEHÖR!"
Er wirkt ein wenig erleichtert, als ich ihm einen scheinbar normalen Aktenordner in die Hand drücke. Freu dich nicht zu früh, Freundchen...
Personalchef: "Oh! Ah! Ja, natürlich. Das wird mir bei meiner Arbeit sehr helfen!"
Und er lacht befreit.
BCCAfH: "Klappen Sie den Aktenordner doch mal auf - da ist noch eine Überraschung drin."
Er öffnet den Aktenordner und sein Gesicht wird zu einer starren Maske.
BCCAfH: "Sehen Sie, alles was man für einen langen Bürotag so braucht. Schnapsgläser und eine Flaschenhalterung für ihre Lieblingssorte."
Das Publikum johlt. Brot und Spiele... nicht nur die alten Römer wussten um die Wirkung dieser Kombination.
Die drei Delinquenten stehen ziemlich bedröppelt in der Gegend rum. Jetzt wird es Zeit, meine eigene Position wieder etwas zu stärken.
BCCAfH: "Liebe Kollegen, ich hoffe ihr habt euch gut amüsiert. Und ich möchte unseren Chefs danken, dass Sie diesen Sketch so toll vorbereitet und mitgespielt haben. Wir hatten uns gemeinsam überlegt, dieses Jahr einfach mal humoristisch die ganzen Gerüchte aufzuarbeiten, die so per Flurfunk kursieren - und wie ich sehe, ist das toll angekommen - und ihr habt gesehen, dass auch unsere Vorgesetzten Humor verstehen. Ist es nicht so?"
Die Delinquenten machen gute Miene zum bösen Spiel, die Menge johlt. Und mittlerweile sind eh alle so betrunken, dass nur mir auffällt, wie die Spannung vom Chef, seiner Stellvertreterin und dem Personalchef abfällt.
Der Chef tritt an mich heran und flüstert mir ins Ohr:
Chef: "Eigentlich müsste ich Sie dafür feuern..."
BCCAfH: "Stimmt, aber dann würde allen auffallen, dass es eben doch kein Scherz war. Ausserdem müsste ich dann ihrer Frau davon berichten, was Sie und ihre Stellvertreterin von mir geschenkt bekommen haben. Scheidungen sind teuer heutzutage, wissen Sie..."
Er überlegt kurz.
Chef: "Was halten Sie von einer kleinen Gehaltserhöhung?"
BCCAfH: "20%, und nie wieder wichteln. Wobei... letzteres dürfte auch in ihrem Sinne sein. Also sagen wir einfach nur 30% mehr Gehalt."