Samstag, April 28, 2007

BCCAfH - Episode 6

"Wer zur Hölle bist DU denn?", fragte der BCCAfH ungläubig. Gerade erst hatte er seine heilige Mittagspause beendet, und nun fand er diese kleine, bebrillte, graue Büromaus auf seinem Platz vor.
Nicht, dass der BCCAfH generell etwas gegen Büromäuse hätte, im Gegenteil. Am liebsten mochte er- natürlich - die schnurlose Variante. Mit der entsprechenden Oberweite, einem hübschen Hintern und der ausgewogenen Mischung von Zickigkeit und Willigkeit waren Büromäuse sein liebstes Hobby.
"Hi, ich bin Olga. Ich soll mal bei Dir reinhören, ich fange hier neu an."
Der BCCAfH setzte sein gehässigstes Grinsen auf.
"Olga? Von der Wolga? Sekunde, irgendwo hab ich noch eine Banane..."

"Danke, sehr freundlich. Aber ich steh nicht auf Babybananen. Da muss schon ordentlich was dran sein."
Der BCCAfH stutzte, während die Büromaus ihn weiterhin freundlich anlächelte.
"Okaaaay. Dann lass uns mal loslegen, Olga."
Das war wirklich nicht übel. Normalerweise hatte der BCCAfH bisher noch jeden Anfänger innerhalb der ersten 30 Sekunden dazu anregen können, sich jemand anderes zum Belästigen zu suchen. Aber noch war der Arbeitstag ja nicht vorbei...
Das Telefon klingelte- ausnahmsweise war das mal gut. Da konnte der BCCAfH der kleinen Büromaus gleich mal zeigen, wo der Frosch die Locken hat...
"Pizzaserrrvice Antonio, Antonio an Apparat, was möschte Sie beschtelle?" säuselte der BCCAfH ins Telefon.
"Ähhh.... Verzeihung! Verwählt!"
Die Büromaus verzog keine Miene.
"WAS?" fragte der BCCAfH.
"Nun ja, nichts. Aber nach den Warnungen habe ich mir mehr erwartet. Doch bellende Hunde beissen wohl wirklich nicht, nur der Atem riecht unangenehm."
Abgesehen von den Mordgedanken, die langsam in ihm aufstiegen, konnte der BCCAfH nicht umhin, dieser kleinen Babybananenschlampe (Bananen? Hatten die im Osten doch gar nicht!) langsam einen gewissen Respekt entgegenzubringen. Diese Art Respekt, die man vor ekligen, haarigen Tieren hat, bevor man sie aus ebenso respektvoller Entfernung mit einem präzise geworfenen 5.25"-Doppel-Floppylaufwerk eines Commodore PET zerquetscht.
Der BCCAfH bemühte sich, nicht den entsprechenden Gesichtsausdruck zu zeigen.
"Soso. Eilt mir mein Ruf also bis in Stalins Gulags voraus."
"Dazu kann ich nichts sagen. Denkbar wäre es, der Mensch liest gern von Leidensgenossen."
Noch bevor der BCCAfH erfolgreich die Umgebung nach Zeugen absuchen konnte (eine Standard-Vorsichtsmassnahme, bevor er das abisolierte Stromkabel einsetzte), klingelte leider das Telefon.
"BCCAfH, von der Firma wo Sie ihr Gelumpe kaufen, was geht jetzt schon wieder nicht?"
"Ääähhh... tutmirjaleidwennichstöre, aber ich wollte nur mal fragen - das beigelegte Kabel zu meinem Laptopnetzgerät ist zu kurz, haben Sie da ein längeres? Ich würde das dann gerne kaufen."
"Verlängerungskabel? Ach was, brauchen Sie nicht. Wie lang ist die Entfernung denn? Was fehlt?"
"Naja, so vielleicht 50 cm..."
"Dafür brauchen Sie doch kein längeres Kabel. Nehmen Sie einfach etwas abisolierten Draht zur Verlängerung. Aber erden Sie sich um Gottes Willen vorher! Beide Drähte in die Hände, mit nem nackten Fuss an etwas metallisches und dann die Verbindung herstellen! Verstanden?"
"Äh... ja... und das klappt?"
"TODSICHER!"
Genüsslich grinsend musterte der BCCAfH die Büromaus, die weiterhin keine Miene verzog.
"Ganz nett." sagte Sie.
"Na fein, Fräulein von und zu Ostpreussen. Den nächsten Call machst Du. Scheinbar weisst Du ja schon alles." schnaubte er.
Das Telefon klingelte erneut.
"Herzlich willkommen, mein Name ist Olga, was kann ich für Sie tun?" säuselte die Büromaus ins Telefon.
"Ähhh, jaaaa, also schönen Tag erstmal... ich hab da ein Problem mit meinem Pay TV... ich wollte da einen Film schauen, aber angeblich ist meine Karte nicht freigeschaltet."
"Oh, überhaupt kein Problem. Bitte warten Sie einen Moment, ich verbinde."
Der BCCAfH bekam Stielaugen.
"Verbinden? Bist du bescheuert? Der soll sich an seinen Anbieter wenden und dort in der Warteschleife verrecke..."
"Psssscht! Abwarten!"
Nach einigen Sekunden nahm die Büromaus das Gespräch wieder aus der Parkposition.
"Hallo, hier ist die Bestellabteilung, mein Name ist Önürüsstüklü."
"Oh, hallo... wie war ihr Name gleich?"
"Önörüüüstükülü."
"Das habe ich nicht ganz verstanden...?"
"Ünörüstükülö."
"Äh..."
"Nennen Sie mich doch einfach Aische. Was kann ich denn für Sie tun?"
"Ich würde gerne ein Zusatzpaket abschliessen."
"Gerne doch. Haben Sie bitte ihre Kreditkartendaten zur Hand?"
Dem BCCAfH quollen die Augen aus dem Kopf. Würde Sie etwa...?
Sie würde nicht nur, Sie tat es.
"Vielen Dank für ihren Anruf, in etwa 24 Stunden ist ihre Freischaltung erweitert."
Der BCCAfH bemühte sich, einen neutralen Gesichtsausdruck zu wahren.
"Und jetzt?" fragte er.
"Nun, und jetzt geh ich ein wenig shoppen!" strahlte Sie ihn an.
"Dir ist klar, dass das kriminell ist?"
"Wen störts? Der wird sich höchstens bei seinem Anbieter über eine Frau Aische Örübülököülü-was-weiss-ich-wie-die-hiess beschweren."
"Öhm... ja... also..."
"Guuuuuuck mal, hieeeer! IBM-Thinkpads im Sonderangebot... willst Du auch einen?"
Der BCCAfH atmete tief ein.
"Willst Du mich heiraten, Olga?"
Sie musterte ihn freundlich lächelnd.
"Hast Du denn mehr als eine Babybanane zu bieten?"

8 Kommentare:

  1. Einfach nur genial - mehr davon! :-)

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  2. Sehr schön. :-)

    Ich hoffe, Olga bleibt Teil der Serie, die ist ja viel praktischer als der BCCAfH. ;-)

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  3. 6?! Hab mich jetzt erst in den Feed eingeklinkt. Da gibts noch mehr? Fantastisch, besonders für alte BOfH-Fans wie mich. Ich lieg hier auf dem Tisch vor Lachen.

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  4. Klar gibts da noch mehr. Einfach mal auf den Tag "BCCAfH" klicken.

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  5. mhh egal was - nimm weniger ;-)

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  6. Ich sehe aber nicht so aus, wie du mich in dieser Geschichte beschrieben hast :-)

    Gruss

    Olga

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